Lernen in sozialen Netzwerken

Bildung Online: Soziale Lernnetzwerke ergänzen den traditionellen Unterricht

Von techblog:schule
<p>Ein Dutzend Sozialer Lernnetzwerke sind in den letzten Jahren speziell für den begleitenden Einsatz zum Unterricht in Primar- und Sekundarstufe entstanden. Ihr Fokus liegt auf der Unterstützung von projektbezogenem und kollaborativem Lernen. Der große Vorteil: Sie sind sicher, geschlossen und kontrolliert einsetzbar.</p>

In den letzten Jahren sind "soziale Lernnetzwerke" als Plattformen entstanden, die speziell für den Einsatz in Schulen gemacht wurden und einen sicheren, effektiven Lernprozess unterstützen. Sie nutzen das Funktionsprinzip von Facebook und Google+, sind aber im Gegensatz zu diesen nur für geschlossene Gruppen nutzbar und können vom Gruppeneigner administriert werden. Diese sozialen Lernnetzwerke (SLN) schaffen einen virtuellen Raum, in dem Schüler und Lehrer sich austauschen, Aufgaben bearbeiten, Dokumente wie Fotos, Videos oder Mitschriften teilen und auf Inhalte zugreifen. Dabei behalten die Lehrer die Kontrolle über die Schüler in ihrer Klasse: Sie steuern, wer im sozialen Netzwerk mitarbeiten und -lernen darf. Sie kontrollieren die Inhalte, die eingestellt und getauscht werden. Und sie koordinieren die Kommunikationsprozesse. Automatische Benachrichtigungsfunktionen sorgen dafür, dass Lehrer und Schüler informiert sind, wenn neue Inhalte eingestellt werden oder Diskussionsbeiträge erfolgt sind. Wie und wann sich Lehrer und Schüler benachrichtigen lassen, können sie individuell einstellen.

Hohes Maß an Sicherheit zeichnet soziale Lernnetzwerke aus

Die sozialen Lernnetzwerk-Plattformen sind relativ sicher. Relativ, da es eine absolute Sicherheit nicht gibt, aber: Sie verzichten auf das Erfassen von persönlichen Daten. Das fängt schon beim Namen an. Denn bei den meisten dieser Plattformen muss ein Schüler noch nicht einmal mit seiner eMail-Adresse beitreten. Es reicht, dass der Lehrer die Schüler über einen Link oder einen Klassenraumcode, den er wählt, einlädt und diese dann bei der Anmeldung einen Nicknamen wählen, z.B. einfach nur ihren Vornamen und den Nachnamen mit dem ersten Buchstaben. Wie geht das? Lehrer registrieren sich auf der Plattform als Lehrer (dazu müssen sie allerdings eine eMail Adresse haben). Dann laden sie ihre Schüler über einen Beitrittscode oder eine Web-URL ein, sich in ihrer Klasse oder Lerngruppe anzumelden. Die Schüler bestätigen den Zugang und erfassen dabei ihren Namen oder Nicknamen. Lehrer erhalten eine Beitrittsanfrage, bestätigen diese und sind ab dann sicher, dass nur die eigenen Schüler im virtuellen Raum miteinander arbeiten und ihre Inhalte austauschen. Werden Nicknamen gewählt, weiß nur der Lehrer, wer hinter welchem Nicknamen steht.

Posts als zentrale Inhalte der sozialen Lernnetzwerke

Die sozialen Lernnetzwerke funktionieren ansonsten wie eine Gruppe in den populären Netzwerken auf Facebook. Das heißt, im Mittelpunkt stehen Posts (Nachrichten), die prinzipiell von jedem in die Gruppe gesendet werden können. Lehrer haben dabei allerdings die Möglichkeit, die Gruppe für das Posting zu sperren und freizugeben. Lehrer können beispielsweise Arbeitsblätter posten, Links auf Webresourcen, Videos oder sonstige Dateien. Die Schüler können dann diese Dokumente kommentieren und dazu diskutieren. Sie können eigene Inhalte in die Gruppe posten, z.B. Lösungen zu Arbeitsblättern, Mitschriften und Tafelabschriebe aus dem Unterricht oder einfach nur ein Foto von der Wandtafel, das sie mit ihrem Smartphone gemacht haben. Die Inhalte werden automatisch in der Gruppe verteilt. Lehrer können aber auch über die sozialen Netzwerkplattformen Aufgaben konkret einzelnen Personen zuweisen. Wenn die Lösung dazu dann eingestellt wird, können die Lehrer die Lösungen einsehen.

Abgrenzung zu Learning-Management Systemen (LMS)

Soziale Lernnetzwerke sind didaktisch neutral, d.h. sie geben den Lehrern keinen didaktischen Ansatz zur Gestaltung des eigenen Unterrichts vor. Das ist in gewisser Weise ein Unterschied zu den Learning Management Systemen der ersten Generation wie Moodle, bei denen sich der Lehrer zunächst einmal Gedanken über seinen Unterrichtsentwurf machen muss und diesen dann schon mit etwas Aufwand in der Plattform abbilden muss. Das ist bei sozialen Lernnetzwerken anders, denn ihr Grundprinzip folgt der Idee, Nachrichten in eine Gruppe zu senden und Benachrichtigungen zu empfangen, wenn es für einen relevante Informationen sind. Damit machen soziale Lernnetzwerke den ganzen Prozess des Austauschs zwischen Lehrer und Schüler effizienter. Sie begleiten quasi den laufenden Unterricht aus technischer Sicht, ohne pädagogische oder didaktische Vorgaben zu machen. Schüler können im Unterricht, in Übungsstunden und auch von zu Hause aus auf die Inhalte in der Klassengruppe zugreifen. Aufwand für das Suchen von Unterrichtsmaterial entfällt. Wenn ein Schüler die Hausaufgaben aufschreibt und in der Gruppe postet, haben automatisch alle anderen diese Mitschrift auch. Zudem können die Gruppen ohne größeren Aufwand administriert werden, denn soziale Lernnetzwerke werden in der Cloud betrieben, so dass keine technischen Aspekte auf den Lehrer zukommen. Dadurch, dass keine persönlichen Daten der Schüler hinterlegt sein müssen, sind etliche Probleme in puncto IT-Sicherheit und Datenschutz gelöst. Die meisten Sozialen Lernnetzwerk-Plattformen verfügen zudem über mobile Apps, die sehr einfach zu bedienen sind. Damit können sie auch von den Endgeräten der Schüler problemlos bedient werden.

Ausgewählte soziale Lernnetzwerke

Wir stellen nachfolgend einige Vertreter dieser Lösungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit vor.

Edmodo (www.edmodo.com)

Lehrer können ihren Klassenraum kostenlos anlegen und individuell einrichten, um dann im nächsten Schritt die nötigen Werkzeuge zur Kollaboration einer Klasse zuzuordnen. Die Schüler können Themen diskutieren, Inhalte teilen und Ideen in einer kleineren Gruppe entwickeln. Edmodo bietet eine gut ausgefeilte Funktionalität für die Bearbeitung von Aufgaben. Denn Lehrer können auf eine Aufgabenstellung individuelle Lösungsvorschläge ihrer Schüler erhalten und diese mit Punkten bewerten. Dabei können sie sehen, wer die Aufgaben bearbeitet bzw. noch nicht bearbeitet hat. Edmodo enthält auch einen Quiz-Builder, um Schülertests zu erstellen. Das Nutzerinterface ist sehr ansprechend. Edmodo verfügt über Apps für diverse Endgeräte.

edyou (www.edyou.eu):

edyou ist ein soziale Lernnetzwerk aus Deutschland. Im Unterschied zu edmodo ist es nicht kostenfrei und wird nicht vom Lehrer initiiert, sondern von einer Schule für die Klassen einer Schule. Die Idee dahinter ist, dass alle Lehrer die gleiche Lösung an einer Schule nutzen sollten, damit sich Schüler nicht im Unterricht bei unterschiedlichen Lehrern mit unterschiedlichen Lösungen auseinander setzen müssen. Ansonsten funktioniert edyou ähnlich wie die anderen sozialen Lernnetzwerken, wobei die Schüler hier mit einer Schul-eMail-Adresse angemeldet werden.

Google Classroom (https://classroom.google.com)

Classroom ist ein Baustein der Google "Apps for Education". Mit Google Classroom können Lehrer schnell und einfach Aufgaben erstellen, Feedback geben und mit ihren Kursteilnehmern kommunizieren können. Nach einer Registrierung eines Lehrer oder eine Schule für Google Classroom können die Lehrer dort ihre Klassenräume anlegen und die Schüler in den Raum einladen.

Remind.com (https://www.remind.com)

Remind ist eine App für das Smartphone, die im Prinzip wie What's App funktioniert, aber in einer sicherern Umgebung. Die kostenlose App ist für Lehrer, die Nachrichten an das Mobiltelefon der Schüler senden möchten und mit Eltern in Kontakt bleiben wollen. Auch hier können nur Schüler oder Eltern einer Klasse beitreten, die den Klassenraumcode haben und danach vom Lehrer bestätigt werden. Auch Remind ist mit deutscher Oberfläche verfügbar.

schoology (www.schoology.com):

schoology funktioniert wie Edmodo oder edyou als kollaboratives, soziales Lernnetzwerk. Lehrer können sich registrieren und kostenlos ihre Gruppe für eine Klasse einrichten. Die Einladung in die Klasse erfolgt mit einem Klassencode, das Austauschen von Dokumenten und versenden von Nachrichten erfolgt in Analogie zu Facebook in einem sogenannten Activity Stream. Ein Schwerpunkt, den schoology legt, der sich aber i.W. nur in USA auswirkt, ist die große Lehrer-Community. Hier können Lehrer Unterrichtsentwürfe und -material austauschen, um es dann in der Klasse einzusetzen. schoology ist ebenfalls in deutscher Sprache verfügbar. 

https://youtu.be/4-KBwriCO-Q
https://youtu.be/O5M9obcteX0
https://youtu.be/K26iyyQMp_g
https://youtu.be/RMYoSLDTFTE
https://youtu.be/uqc1xE2H9Wg