Datensalat statt Kabelsalat

So wünscht sich eine Schülerin den digitalen Unterricht

Stellen wir uns die Frage wie der Unterricht in Deutschland heute vorwiegend gestaltet ist. Bei der Betrachtung ist es eher unerheblich ob es sich um eine Grundschule, eine Gesamtschule, eine Realschule oder um ein Gymnasium handelt.

Zu Beginn einer Unterrichtsstunde wird ein Thema, das behandelt werden soll vom Lehrer benannt und kurz vorgestellt. Anschließend schafft er einen Überblick, der die Schüler in den Unterrichtsstoff einführen soll. Mithilfe diverser Anwendungsaufgaben und beispielhafter Übungen  wird das Thema detailliert bearbeitet. Dabei sind vertiefende Besprechungen, die Behandlung von Spezialfällen oder kontroverse Diskussionen aus Zeitgründen nur selten möglich. Die Schüler konzentrieren sich auf die Mitschrift oder auf die Vervollständigung eines Manuskriptes, das ihnen in Einzelfällen zur Verfügung gestellt wird. Mit einer abschließenden Evaluation durch kleine Tests zur Überprüfung des Lernerfolgs, vergewissert sich die Lehrerschaft, dass ihre Schüler das behandelte Thema verstanden haben, und ihr neu erworbenes Wissen anwenden können. In Form von Klassenarbeiten werden komplette Themengebiete überprüft und bewertet. Während dieses ganzen Prozesses fungiert der Lehrer stets als ´Instruktor`. Die Schüler versuchen dem Thema zu folgen, es zu verstehen und erfolgreich anzuwenden. Gruppenarbeiten gibt es selten.

Neue Konzepte zur Wissensvermittlung und neue Unterrichtsmodelle, die bereits Anwendung finden, gehen einen anderen Weg. Themengebiete werden den Schülern mit einem zeitlichen Vorlauf zum Unterricht mitgeteilt, sodass die Schüler sich einzeln oder in Gruppen einlesen können. Im anschließenden Unterricht werden die Inhalte mit den Schülern interaktiv erarbeitet und eigene Lösungsansätze der Schüler werden im Plenum vorgestellt, diskutiert und bewertet. Diese Lernform hat den Vorteil, dass die Schüler viel mehr in den Unterricht eingebunden sind und somit der Unterrichtsstoff viel präsenter ist, was zur Folge hat, dass er besser behalten wird. Diese neue und effizientere Unterrichtsform – eigenständige Einarbeitung in ein Thema, Interaktion und Diskussion - kann durch den Einsatz digitaler Medien stark verbessert werden. Messbar ist dies nachweislich durch den Lernerfolg. 

Die technische Ausstattung besteht heute an den meisten Schulen aus alten Overhead Projektoren oder ausgeliehenen Tablet Koffern, deren Verwendung  durch aufwändige Installation zur Vergeudung der Unterrichtszeit führt sowie zu unnötigen Fragen seitens der Schüler zum richtigen Bedienen der Tablets. Leider haben nur wenige deutsche Schulen die Möglichkeit ihren Unterricht durch den Einsatz digitaler Medien modern und abwechslungsreich zu gestalten. Einem Großteil solcher Institutionen mangelt es jedoch an der nötigen Grundausstattung  sowie an der Kompetenz der Lehrer neue Technologien gezielt in den Unterricht einzubringen und diese zu bedienen. Eine ausreichende Medienschulung sollte demnach nach den Standards der Kultusminister Konferenz zur Lehrerausbildung (2004) erfolgen.

Digitale Bildung sollte nicht ausschließlich auf die Geräte beschränkt werden, denn diese sind zwar ein selbstverständlicher Teil der Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern, sollten aber weder die Lehrer noch die analogen Medien ersetzen sondern den Unterricht lediglich ergänzen und manche Prozesse begünstigen. Mithilfe des digitalen Unterrichts können gerade jüngere Schüler den Umgang mit Medien lernen, um  sich Wissen vorwiegend selbst anzueignen und Aufgabenstellungen eigenständig zu bearbeiten. Lehrer sollten neue Technik und Medien so einsetzen, dass es einen pädagogischen Mehrwert in der Schule gibt. Insofern können Schüler durch das Üben mit digitalen Medien individueller gefördert und dazu befähigt werden selbstgesteuerter zu lernen. Zudem können Lehrer schneller Feedback und Hilfestellungen geben.

BITKOM

Durch die Nutzung digitaler Medien im Unterricht können neue Modelle des Unterrichts wie zum Beispiel ´flipped classroom´ ermöglicht werden und dienen einer optimalen Nutzung der Präsenzzeit des Lehrers. So könnte der Lehrer beispielsweise seinen Vortrag auf Video aufnehmen, den Schülern zuschicken und ihnen somit die Möglichkeit bieten sich in eigenem Lerntempo eigenständig auf die darauffolgende Unterrichtsstunde vorzubereiten. Diese wertvolle Unterrichtszeit kann dann optimaler genutzt werden um Lösungsansätze im Plenum vorzustellen, zu diskutieren und zu hinterfragen. Dank dieses Unterrichtsmodells ist sowohl eine interaktive Erarbeitung von Themengebieten möglich, als auch eine bessere Einbindung der Schüler in die Unterrichtseinheit. Des Weiteren werden effizientere Lernergebnisse erzielt durch einen gezielten multimodalen Input.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Problem sich heute nicht mehr auf das Entwirren des Kabelsalats eines alten Projektors beschränkt, sondern Schüler vielmehr lernen müssen wie sie Informationen zielgerichtet aus dem Internet filtern um sich nicht stundenlang in der Vielzahl dieser  Daten zu verlieren. Diese Eigenschaft wird nämlich in den Berufen der Zukunft gefordert.

 

 

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10 Irrtümer zum Einsatz digitaler Medien in der Schule

https://youtu.be/HsXP528OVtU

Kenntnisreicher, unaufgeregter Vortrag

Das Internet ist wie eine Welle: Entweder man lernt, auf ihr zu schwimmen, oder man geht unter. – Bill Gates